Tarieren im Schwimmbad – von Canyons und Höhlen
„Tarieren lernen – das ist doch etwas für Anfänger – das habe ich doch alles längst drauf“ So ähnlich lautete ein Kommentar eines unserer erfahreneren Tauchers. Vielleicht dachte auch der eine oder andere der 14 Teilnehmer dieses Seminar so. Anfangs zumindest. Aber wir wollen der Reihe nach berichten.
Am Tag des Sommerfestes, dem 08. August 2009, fand ein UW-Tarierseminar im HöSV Vereinsbad statt. Ausgerichtet von Joachim Schneider, einem Mitglied des Hessischen TauchsportVerbands, der dankenswerterweise mit seiner gesamten Ausrüstung inkl. mehrerer digitaler UW-Kameras zu uns ins Vereinsbad kam und neben der Theorie auch die praktischen Übungen anleitete.
Tarieren bedeutet, im Wasser einen schwebenden Zustand einzunehmen, d.h. das zu tun was auch die Fische tun. Nur haben es diese einfacher. Jeder Taucher führt hat eine Vielzahl von Gegenständen mit sich, wenn er unter Wasser ist. Vom Anzug über die Flossen, die Flasche, das Blei, etc. bis evtl. zur UW-Kamera. All diese Gegenstände sind im Wasser unterschiedlich schwer. Während manche absinken haben manche Auftrieb, d.h. sie schwimmen nach oben. Ein austarierter Taucher ist in der Lage, mit all dieser Ausrüstung im Wasser zu schweben.
Es gibt zwei Gründe, weshalb dies wichtig ist:
- Nur wer seinen Abtrieb wieder umkehren kann, kommt auch wieder an die Oberfläche zurück. Dies kann mit Muskelkraft geschehen, einfacher ist allerdings das Verwenden von Tariersystemen (z.B.: Jackets). D.h. das Tarieren dient zu allererst der persönlichen Sicherheit.
- Wer gut tariert ist, der belastet die Umwelt weniger, weil er nicht im Riff „spazieren geht“ sondern davor oder darüber schwebt.
Insbesondere wenn unter Wasser auch noch fotografiert werden soll ist das perfekte Tarieren wichtig. Der Fotograf hat wenigstens eine Hand an der Kamera, oft sogar zwei, um die notwendigen Einstellungen vorzunehmen. Ein kurzfristiges Eingreifen bei einem Tarierfehler ist also nicht möglich. Dazu kommt, daß der UW-Fotograf meist auf den Sucher seiner Kamera konzentriert ist, bzw. den Bildschirm. Damit ist die Wahrnehmung der Umgebung zugunsten des eigentlichen Objektes eingeschränkt. Dies kann zu Risiken führen, z.B. kann der konzentrierte aber schlecht tarierte Taucher in die zufällig vorhandene Feuerkoralle absinken, die heftige Hautreizungen auslösen kann.
Es macht folglich Sinn, die normalerweise anständig bis gut ausgeprägten Tarierfertigkeiten zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde im Schwimmbad ein Tarier-Parcours aufgebaut, mit dem verschiedenste Situationen nachvollzogen werden konnten. Eine Höhle wurde simuliert, in die hinein zu tauchen war, ohne die „Wände“ zu berühren. Eine andere Station erforderte das gezielte Anhalten im freien Wasser, um senkrecht nach unten in einen „Schwamm“ zu fotografieren, der sehr zerbrechlich war und nicht berührt werden konnte. Auch über Kopf wurde tariert, sowie auf dem Rücken. Im „Canyon“ war gefordert ohne Wandberührung einzutauchen, eine möglichst gute Aufnahme zu machen und danach den Canyon rückwärts tauchend wieder zu verlassen. Haben Sie schon einmal versucht, rückwärts, d.h. in Richtung Ihrer Füße zu schwimmen? Mit der Taucherausrüstung geht das nicht einfacher!
Noch ein Umstand ist erwähnenswert: Die eigentliche Idee für dieses Seminar stammt von den Hofheimer Schwarzbachtauchern. Mit diesen teilen wir uns im September ein Boot im Rahmen einer Tauchsafari. Bei den Vorbesprechungen dazu wurde zufällig deutlich, daß die Kollegen aus Hofheim noch nach einem Becken suchten, in dem sie dieses Seminar durchführen konnten. Wir halfen hier gerne aus und somit hatte Joachim mit 7 Hofheimern und 7 Höchster Tauchern eine stattliche Gruppe von Zuhörern.
Wir haben diesen Tag sehr genossen, und vieles dabei gelernt, was sich auch in unserem Training niederschlagen wird. Vielen Dank an alle Beteiligten und Helfer, sowie an das Verständnis der Mitglieder des HöSV dafür, daß wir für einige Zeit einen Teil des Schwimmbads blockieren mußten. Vielleicht hat der eine oder andere Zuschauer ja Lust bekommen, einmal bei uns vorbei zu schauen!
Stefan Körner
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